Yehliu: Die Prinzessin mit dem Buckel

Yehliu ist berühmt für seine Gesteinsformationen, die das Meer über Jahrtausende hinweg aus Schichten unterschiedlich harten Gesteins herausgewaschen hat. Der Küstenort wird daher in diversen Blogs und Reiseführern immer wieder als Fixpunkt unter den Tagesausflügen aus Taipei bezeichnet und diese Empfehlung lässt sich auch wirklich bestätigen. Neben einem Stück Busfahrt an der malerischen Nordküste Taiwans entlang, gibt es einen gemütlichen Spaziergang zwischen fantasievollen Felsformationen und eine nette kleine Wanderung mit herrlicher Aussicht über die Küste zu erleben.

Ort: Yehliu Geopark
Dauer: 1/2 bis 1 Tag
Anreise: Bus 1815 ab Taipei Main Station (Ausgang M1, Busparkplatz hinter dem Gebäude), Anreise ca. 1 Stunde
Kosten: ca. 7 Euro (Bus und Eintritt)
Yehlius traumhafte Küste

Yehlius traumhafte Küste

 

Der Bus hält direkt im Ort Yehliu, der für sich nicht viel her macht. Von der Bushaltestelle führt eine Straße direkt zum Visitor Center ans Meer, von wo aus der Park zu betreten ist. Am Weg dorthin passiert man einen erstaunlich pompösen Tempel, der mit seinen besonders farbenfrohen Drachen und Vögeln auf den geschwungenen Dächern besticht.

Farbenfroher Tempel und Pagode mitten in Yehliu

Farbenfroher Tempel und Pagode mitten in Yehliu

 

Steinerne Drachen bewachen den Eingang dey Tempels

Steinerne Drachen bewachen den Eingang dey Tempels

 

In der Kurve nach dem Tempel wird auch klar, warum der Ort an sich ausgestorben und verschlafen wirkt. Auf dem Parkplatz vor dem Visitor Center reihen sich Reisebus um Reisebus. Eine Zeltreihe mit Marktständen beherbergt alles, was der Ort so zu bieten hat. Ein Aquarium mit Delfinshow verstellt den Blick auf die Küste, laute Musik dröhnt daraus über den Platz. Innerhalb von Sekunden befinden wir uns mitten im Gedränge aus den typischen gleichfarbig gekleideten Reisegruppen, die einem Stock-mit-toter-Ratte-schwenkenden Reiseführer folgen.

Sicheres Versteck vor dem Gedränge im Geopark

Sicheres Versteck vor dem Gedränge im Geopark

 

Fast möchte man an diesem Punkt wieder umdrehen und das Weite suchen, doch das Motto „Augen zu und durch“ zahlt sich auch hier aus. Die meisten Reisegruppen haben nur einen sehr begrenzten Zeitraum zur Verfügung oder wenig Motivation zu weit zu gehen (Wandern und körperliche Anstrengung waren im chinesischen Raum lange Zeit verpönt), weshalb sich die Masse nach den beiden Lieblings-Selfie-Steinmorcheln sehr schnell in Wohlgefallen auflöst und einer unheimlich kitschigen Küstenwanderung Platz macht.

Menschenauflauf bei den Gesteinsformationen

Menschenauflauf bei den Gesteinsformationen

 

Der Yehliu Geopark besteht wie angedeutet aus drei kurzen Abschnitten, die über steinerne Brücken, Treppen und breite Wege sehr einfach zu erreichen sind und bis zum letzten Abschnitt auch barrierefrei zugänglich sind. Der erste Abschnitt ist der „Cute Princess“ gewidmet. Dabei handelt es sich um einen kopfförmig geschwungenen Stein, der auf einem schlanken Hals sitzt und  von einer hübschen, krausen Knotenfrisur gekrönt wird. Unter uns gesagt könnte es sich aber genausogut um einen Buckel handeln, den die Gute da zu verdecken versucht.

Der Cute Princess Rock

Der Cute Princess Rock

 

Umgeben ist dieser Stein von nicht weniger wunderlich geformten Pilzköpfen und einem gerade abtauchenden Wal. Außerhalb des begehbaren Bereiches, tauchen ein paar zylinderförmige Näpfe aus dem Boden auf, die an einen Pudding mit Kirsche erinnern. Auch diese Cradle-Stones haben ihre besondere Form unterschiedlich harten Gesteinsschichten zu verdanken.

Ein einzelner Gupf in Yehliu

Ein einzelner Gupf in Yehliu

 

Die Cradle Stones oder Puddings

Die Cradle Stones oder Puddings

 

Ein Herz oder doch ein abtauchender Wal?

Ein Herz oder doch ein abtauchender Wal?

 

Über einen breiten Weg erreicht man auch den zweiten Abschnitt des Geoparks, welcher dem berühmtesten Stein – dem Queenshead – gewidmet ist. Stilecht chinesisch inszeniert darf dieser Stein nur von einer Seite aus besucht werden (schließlich hat die Königin eine Schokoladenseite) und für ein paar Sekunden zu einem Selfie mit der royalen Bewohnerin des Steinfeldes genutzt werden. Wer sich hier die Zeit nimmt, die Warteschlange zu verlassen, findet blumenförmig versteinerte Muscheln im Boden, Tische, Stühle, Luster – letztendlich einen ganzen Ballsaal, der die Königin umgibt. Ein wenig fühlt man sich wie Alice im Wunderland, während man zwischen den schweigenden Steinriesen hindurchschlendert.

Die Selfieseite der Queen

Die Selfieseite der Queen

 

Und der Ballsaal der Queen

Und der Ballsaal der Queen

 

Mit Meerblick

Mit Meerblick

 

Sogar die geblümten "Fliesen" sind vorhanden

Sogar die geblümten „Fliesen“ sind vorhanden

Am Ende dieses zweiten Abschnitts führt eine Treppe den Hügel nach oben zu einem Leuchtturm und einem Aussichtspunkt. An dieser Stelle wird auch der letzte wagemutige Halbschuhtourist mit großen roten Warnschildern davor abgeschreckt noch weiter den Geopark zu bewandern (Achtung: 200 Meter Anstieg über eine Treppe!).

Ein gerechtfertigtes Warnschild

Ein gerechtfertigtes Warnschild

 

Der ungemein "komplizierte" Aufstieg

Der ungemein „komplizierte“ Aufstieg

 

Wir sammeln unseren letzten Mut zusammen und wagen dennoch den Aufstieg – und werden prompt mit einem kleinen Naturparadies belohnt. Zwischen blühenden Azaleen, tschirpenden Singvögeln und handtellergroßen Schmetterlingen geht es auf einen Hügel hinauf, von dem man von allen drei Seiten das Meer gegen die ebenso wundersam geformten Klippen donnern hört.

Die Schmetterlinge fallen hier etwas größer aus als gewohnt

Die Schmetterlinge fallen hier etwas größer aus als gewohnt

 

Die Schmetterlinge fallen hier etwas größer aus als gewohnt

Nahaufnahme des schönen Exemplars

 

Ein weiterer noch nicht bestimmter Falter

Ein weiterer noch nicht bestimmter Falter

 

Kleinere Blüten am Wegesrand

Kleinere Blüten am Wegesrand

 

Ein traumhafter Ausblick auf die Küste von Yehliu

Ein traumhafter Ausblick auf die Küste von Yehliu

 

So sieht der ganze Yehliu Geopark von oben aus

So sieht der ganze Yehliu Geopark von oben aus

 

Die Ruhe und der Ausblick lassen sich von dort oben hervorragend genießen. Als wir gegen 16:00 Uhr den Abstieg antreten, haben sich auch die großen Massen zwischen den Felsen verabschiedet und das Licht wird für eine traumhafte Abendstimmung langsam weicher.

Am Abend wird die Stimmung entspannter

Am Abend wird die Stimmung entspannter

 

Und die gigantischen Steinmorchel werfen ihre langen Schatten

Und die gigantischen Steinmorchel werfen ihre langen Schatten

 

Bye Bye Yehliu

Bye Bye Yehliu

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