Heute starten wir mit der Altstadt von Stockholm, der sogenannten Gamla Stan, die früher Handelszentrum der Stadt war und ihre Charakteristik mit kleinen Läden und Restaurants größtenteils bewahrt hat – auch wenn sie heute zweifelsohne die touristischste aller Gegenden in Stockholm ist.
Am nordöstlichen Ufer dieser kleinen Halbinsel befindet sich das Kunglinga Slottet – das königliche Schloss. Gegen 12 Uhr werden hier (zumindest am Wochenende) mit Militärmusik und Parade die Wachen gewechselt. Die dunkelblauen Uniformen und silber polierten Spitzhelme erinnern ein wenig an Preussen – eine Assoziation, die nicht von ungefähr kommt. Hedvig Eleonora, vielleicht die einflussreichste, und sicher die bau- und kulturwütigste Königin von Schweden, kam aus dem preussischen Königshaus.
Das königliche Schloss kann zum größten Teil besichtigt werden und stellt eine interessante Mixtur an Gemälden, Einrichtungen und Wohnstilen aus unterschiedlichen Epochen dar. Zum 25. Thronjubiläum von Carl Gustav XVI, dem amtierenden König, wurde sogar ein zeitgenössisches Zimmer eingerichtet. Abgesehen davon wechseln sich prunkvolle barocke Schlafgemache mit verspielten Rokokozimmern und schlichten Räumen im Empirestil ab. Einige der Räume wirken sogar angenehm wohnlich. Ein Gefühl, dass einem im den europäischen Königspalästen des 17. und 18. Jahrhunderts selten überkommt.
Ein Flügel des Palastes ist ganz den Orden und Ordensträgern Schwedens gewidmet. Neben unzähligen kleineren Orden gibt es in Schweden 4 Große zu erlangen: Der Orden des Serafim, der Orden des Polarsterns, der Orden des Schwertes und der Vasa-Orden. Orden wurden verliehen und gingen meist mit einem speziellen Amt oder einer Funktion innerhalb dieses Ordens einher. So wurde (und wird) wohl sichergestellt, dass die Ehrungen auch für ältere Semester nie ausgehen.
Ein Geheimtipp ist die Ausgrabung direkt unter dem Schloss, die über Tre Kronor erzählt. Die alte Burg stand auf derselben Stelle wie das heutige Schloss und brannte 1627 bis auf den Nordflügel komplett ab. Ausgrabungen deuten aber noch darauf hin, dass bereits im 13. Jahrhundert ein Wehrturm umgeben von mehreren Langhäusern und einer Mauer diesen Ort befestigt hatten. Später wurde das Gebäude eines Schlossel würdig gemacht – bevor es abbrannte und in 60 Jahren Bauzeit (statt der geschätzten 6 Jahre) wieder errichtet wurde.
Die Schweden schienen im 17. Jahrhundert generell mehreren schweren Rechenfehlern unterlegen zu sein. Eine ebenfalls gigantische Fehlkonstruktion, die Gerüchten zufolge dem König selbst zuzuschreiben ist, ist nämlich in Djurgarden ausgestellt: Die Wasa. Mit 64 Kanonen in zwei Reihen und 10 Segeln schüchtert das gewaltige Schlachtschiff auf den ersten Blick ordentlich ein. Noch beeindruckender ist die Geschichte des 1631 gesunkenen Schiffs, das nach über 300 Jahren fast vollständig vom Meeresgrund geborgen und mühevoll restauriert wurde.
Doch von Anfang an: Die Wasa sollte das neue Flaggschiff König Gustav … werden, der sich zu dieser Zeit gerade mit seinem Admiral und einer ganzen Flotte in Polen befand, um um die Vorherrschaft im baltischen Meer zu kämpfen. Höchstpersönlich schickte er an die Bauherren in Stockholm Maße und kümmerte sich darum, dass die Fertigstellung möglichst zügig passierte. Die Wasa sollte das erste Schiff mit zwei Reihen Kanonen werden. Prächtig in den buntesten Farben bemalt und mit über 130 Skulpturen bedeckt, lief sie auch tatsächlich planmäßig aus, um ein paar hundert Meter vor Stockholms Hafen in der ersten leichten Brise zu kippen und ruhmlos zu sinken. Wie sich später herausstellte, war der Schiffsbauch zu schmal und mit zu wenig Ballast beladen, um ein derartiges Gewicht über der Wasserlinie halten zu können. Ein sofort einberufener Untersuchungsausschuss endete ohne Ergebnis. Unterlagen dazu wurden nie gefunden. Taucher bohrten schließlich in den 1960er Jahren 6 Tunnel unter dem Schiff und hoben es mit mehrern Stahlseilen und zwei Bergeschiffen aus dem Schlamm. Bevor es jedoch ins Trockendeck konnte, mussten in mühevoller Kleinstarbeit alle Öffnungen und Lecks unter Wasser geschlossen werden. Nach exakt 333 Jahren durchstieß die Wasa wieder die Wasseroberfläche. Heute werden im Wasa-Museum neben Ergebnissen aus Farbrückstanduntersuchungen am Schiff auch Skelette von der im Schlamm konsverierten Schiffsbesatzung gezeigt. Auch wenn die Lebensdauer der Wasa so kurz war, konnte ihr Untergang dennoch das Leben an Deck eines Schiffes im 17. Jahrhundert konservieren.
Nach einem kleinen Spaziergang quer durch Södermalm, dem gutbürgerlichen Viertel von Stockholm endet unser Tag mit einem typischen Fixpunkt auf unseren Reisen: Dem Hard Rock Cafe. Wer sich fragt: Der Local Legendary besteht leider nicht aus Köttbullar.
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