In Kandy befindet sich heute des wichtigste religiöse Zentrum des Landes: Der Tooth Relic Tempel, der mittlerweile die viel gereiste und hochverehrte Zahnreliquie Buddhas beherbergt. Ähnlich wie Anuradhapura ist die Stadt damit auch Anziehungspunkt für viele Pilger.
Kady erlangte erst langsam Bedeutung als es aufgrund der portugiesischen, holländischen und schließlich britischen Kolonialmächte für die srilankischen Könige immer wichtiger wurde eine strategisch gute Verteidigungsposition mit Fluchtmöglichkeit in die Berge zu haben. Bis 1815 schafften sie es auch hier im Hochland ihre Position zu erhalten. Erst dann dankte der letzte König Sri Vikrama Rajasimha ab. Vom kolonialen Flair ist am Kandy Lake ebensoviel noch erhalten, wie eine Menge Nationalstolz. Nicht umsonst finden hier laufend Tanzvorführungen statt, die einen Einblick in die jährliche Parade im August (Esala Perahera) geben.
Herz von Kandy ist der Sri Dalada Maligawa, auch Palast des heiligen Zahns genannt. Wenn der Schrein mit der Reliquie im obersten Stockwerk geöffnet wird (5:30, 9:30 und 18:30), drängen sich die Pilger ebenso wie die Touristen schon im Untergeschoss in der Halle der Trommler. Von dort aus sieht man auch den eigentlichen Zahnreliquientempel, der mit seinen drei Stockwerken und einem mächtigen goldenen Dach den Innenhof ausfüllt.
Hinter dem eigentlichen Tempel führt ein Weg weiter in die New Shrine Hall, in der neben einer Vielzahl an Buddhastatuen auch Bilder aufgehängt sind, die den Weg der Zahnreliquie von Indien nach Sri Lanka erzählen.
Im dahinter angrenzenden Museum erfährt man mehr über unterschiedliche Votivgaben, die dem Tempel gesponsert wurden, sowie den Terroranschlag der LTTE im Jahr 1998. Zur Zeit des Bürgerkriegs raste ein Laster voller Sprengstoff in das Portal des Tempels, das heute wieder völlig hergestellt ist. Eine Vielzahl an Fotografien berichten noch von der Zerstörung, die an dem geschichtsträchtigen Gebäude angerichtet wurde.
Wir entfliehen dem Regen weiter durch ein kleines archäologisches Museum, das ein paar Ausgrabungen zeigt bis zum Raja Tusker Museum. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich dabei um ein kleines Museum, das dem einstigen National Treasure von Sri Lanka, dem Elefanten Raja Tusker gewidmet ist. Er trug ab 1938 bei jeder Esala Perahera-Parade die Zahnreliquie. Aus diesem Grund wurde er nach seinem Tod 1988 ausgestopft und ausgestellt.
Gegenüber des Hauptgebäudes befindet sich ein weiteres Tempelareal, das den obligatorischen Stupa und Bodhi-Baum beherbergt, aber auch vier verschiedenen Hindu-Tempeln Platz gibt. Diese meist nur einräumigen Tempel schmiegen sich zwischen verschiedene Buddhastatuen. Während wir durchspazieren, begleiten uns die vielstimmigen Gesänge der jeweiligen Priester und Gläubigen. Nach Abschluss jedes Gebets tritt der Priester hinter einem Vorhang hervor und gibt den Gläubigen einen Puderpunkt auf die Stirn.
Ganz im letzten Winkel des Geländes befindet sich auch noch eine Kirche: Die St.Pauls Church. Im Gegensatz zu den offenen, freundlichen Tempeln bisher, ist sie jedoch mit einem dicken Eisenzaun umgeben und nur von außerhalb des Tempelareals zugänglich.
Was sich ebenfalls lohnt, ist ein Spaziergang entlang des Kandy Lake, auf dem sich auch ein kleines Heiligtum befindet und dessen Ufer von hohen Bäumen umgeben ist, in dem sich allerlei Getier tummelt. So hängen in den Ästen einiger dieser Bäume laut kreischende Flughunde. Ebenfalls sieht man hier überall fiepende Streifenhörnchen und den einen oder anderen Pelikan.
Etwas außerhalb des Stadtkerns am Hügel gelegen, steht der Kandy Lake Club, einer der vielen Veranstalter, die hier täglich um 17:00 Uhr traditionelle einheimische Tänzen vorführen. Wie wir später noch feststellen, werden diese Tänze nicht nur zur Esala Perahera-Parade einstudiert, sondern auch zu besonderlichen Feierlichkeiten, wie etwa Neujahr zum Besten gegeben.
In den farbenfrohen Kostümen ebenso wie in den Tänzen spiegelt sich die bunte einheimische Vogelwelt wieder. Hauptinstrument ist die Trommel, gelegentlich begleitet von Schellen oder einer Flöte. Große Masken, die ursprünglich zum Dämonenaustreiben eingesetzt wurden, finden sich ebenso wie Kostüme aus Muscheln und feinen Metallplättchen. Dazwischen gibt es Akrobatik-Kunststücke und natürlich den berühmten Lauf über heiße Kohlen, der aus der indischen Mythologie stammt.
Wir haben uns zunächst nicht sonderlich viel von der Vorführung erwartet und wurden durchaus positiv von der Professionalität der Tänzer und Vielfalt der Darbietungen überrascht. Auch wenn die einheimischen Tänze nur mehr zu speziellen Gelegenheiten tatsächlich eingesetzt werden, so sind sie dennoch durchaus spannend anzusehen.
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