Heute lernen wir unseren sympathischen Fahrer Supun kennen, der für uns nicht nur den Transport, sondern gleich auch Unterkünfte, sowie die besten Zeitpunkte für Besuche und Eintritte organisiert. Wie sich schnell herausstellt, ist diese Art zu reisen die bequemste und stressfreieste, die wir bis jetzt hatten – ohne, dass wir unsere Flexibilität verlieren. Der wahre Vorteil an einem durchgängigen Fahrer liegt tatsächlich an seinem Netzwerk, dass mit unseren europäischen Maßstäben kaum zu beschreiben ist. Egal welchen Zwischenstopp wir einlegen wollen oder welchen Abweichung von unserem Plan uns einfällt, Supun kennt jemanden, der jemanden kennt, der das für uns organisieren kann. Und das ohne zusätzliche Gebühren oder Tips, die hier natürlich gerne gesehen werden.
Aber nun von unserem Transport zur Haupattraktion des ersten Reisetages: Mihintale. Der Tempelberg wird auch als Wiege des srilankischen Buddhismus bezeichnet. Hier soll Mahinda, der Sohn des indischen Königs Ashoka und gleichzeitig buddhistischer Mönch bei der traditionellen Jagd zum Juni-Vollmond auf den damaligen singhalesischen König Devanampiya Tissa getroffen sein. Er stellte den König vor ein Rätsel und befahl ihm letztendlich die Waffen niederzulegen, um sich mehr von der buddhistischen Lehre anzuhören. Der König entschied sich der Bitte Folge zu leisten, und so erfuhr er vom Leiden der Menschen auf Erden in immerwährenden Zyklen, und wie sie den Kreis durchbrechen könnten, um ins Nirvana zu gelangen. Der Mönch machte König Tissa angeblich darauf aufmerksam, dass auch er als unangefochtener Alleinherrscher der Insel lediglich ein Behüter dessen sei, was auf der Erde existiere. Für alles was er nähme, müsse er demnach auch wieder etwas geben. Ein Gedanke, der uns so auch schon bei den Maori untergekommen ist.
So oder so, war der König überzeugt genug, den neuen Glauben anzunehmen und den Naturgöttern und Gestirnen, die bisher gefeirert wurden, den Rücken zu kehren. Angenommen wird dieser Zeitpunkt ca. um 300 v. Chr. Bald danach entstand in Mihintale das erste religiöse Zentrum, das auch heute noch als solches besteht, weshalb sich antike und neue Bestandteile auf dem Tempelareal den Platz teilen. Die Ausgrabungen und einzelne heilige Stätten sind über mehrere hundert Stufen zu erreichen. Weshalb ein Besuch am frühen Morgen, oder wie wir es halten, am späteren Nachmittag (ab ca. 17:00 Uhr) empfehlenswert ist.
Die erste Ebene des Tempelareals zeigt noch Grundrisse eines alten Kloster, sowie eines ehemaligen Mönchshospitals. Da die Repräsentativbauten nur mit Ziegelsteinen fundamentiert wurden, sonst aber aus Holz bestanden, sind heute auch nur mehr die Grundmauern und wenige Säulen aufzufinden.
Auf der zweiten Ebene glänzen uns bereits ein paar neuere Gebäude entgegen, die sich vor allem dadurch auszeichnen, dass sie weiß und gold gestrichen sind. So steht auf der mittleren Ebene bspw. ein kleinerer Stupa (Ambasthala Vatage), der sogenannte Reliquienschrein der Buddhisten. Sie ist von den Überresten alter Steinsäulen umgeben, die vor ein paar Jahrhunderten ein schützendes Holzdach getragen haben. Heute steht er im Freien, gleich neben einem goldenen Schrein.
Von diesem zentralen Platz aus, kann man mehrere Richtungen weiter nach oben gehen. Ein Weg führt bspw. eine sehr enge, aber umso besser besuchte Eisenleiter nach oben auf einen Aussichtspunkt. Eine etwas breitere Treppe führt zu einem kreisrunden Platz, in dessen Mitte der deutlich imposantere Maha Seya Stupa trohnt. Von unten aus verschwindet dieses mächtige Gebäude zwischen den Bäumen, von der dritten Ebene aus überschaut er das Areal jedoch wie ein schützender Vater (oder eine Ionenkanone aus Star Wars – dieser Vergleich drängt sich trotz des religiösen Ortes trotzdem irgendwie auf).
Wir beobachten von dort aus den Sonnenuntergang und wie ein paar Mönche mit Trommeln von Heiligtum zu Heiligtum ziehen. Während es dunkel wird, erstrahlen die Gebäude ällmählich in leuchtendem Weiß – eine Eigenschaft, die in der Dunkelheit und mit Scheinwerfern umso mehr zur Geltung kommt. Der Anblick lässt sich am besten von der großen Buddha Statue aus genießen, die ebenfalls weiß getüncht das Areal überschaut. Ein fast schon magischer Anblick.
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