Nach den blutigen Auseinandersetzungen und rasch wechselnden Herrschaften zwischen Singhalesen und der indischen Chola verlassen Sri Lankas Könige im 11. Jh. n. Chr. Anuradhapura endgültig und richten ihr geistiges und weltliches Zentrum weiter westlich in Polonnaruwa ein. Die Glanzzeit dieser Hauptstadt war weitaus kürzer und belief sich in ihrem Kern auf 200 Jahre.
Bereits vor der Transfer der geschätzten Zahnreliquie von Anuradhapura nach Polonnaruwa, war die Stadt ein wichtiger Militärstützpunkt zur Abwehr der Chola, aufgrund ihrer günstigen Lage an Sri Lankas längstem Fluss. Ihre Glanzzeit erlebte die Stadt jedoch vor allem unter zwei Königen, die ihr auch zu (land-)wirtschaftlicher Bedeutung verhalfen: Vijayabahu I. (1055-1110 n.Chr.) stellte das zerstörte Bewässerungssystem nach den vielen Auseinandersetzungen wieder her. Parakramabahu der Große (1153-1186 n. Chr.) wurde seinem Namen gerecht, indem er einen riesigen Stausee anlegen ließ und ihm seinen Namen verlieh. Die wichtige Wasserzufuhr führte in der trockenen Gegend so weit, dass das Polonnaruwa Königreich zum wichtigen Reisexporteur avancierte.
Heute zeugen vor allem wunderschöne Reliefs an den Gebäuderesten, riesige Buddhastatuen und Tempel, sowie wunderschönen Fresken von der damaligen Glanzzeit. Die meisten alten Gebäude befinden sich entlang des Stausees in der Sacred City. Gleich nach dem Ticket Office und dem Museum stößt man als Besucher dabei auf das erste beeindruckende Bauwerk: Den Königspalast von König Nissanaka Malla aus dem 12. Jh. und die Zitadelle (oder Vijayanta Prasada) von König Parakramabahu. Letztere beeindruckt durch mächtige, mehrere Stockwerke hohe Mauern und soll ursprünglich sieben Stockwerke und über 1000 Räume umfasst haben. Auch heute noch sind wir beeindruckt von der deutlich massiveren Ziegelbauweise, die sich in der Polonnaruwazeit langsam durchgesetzt hat.
Gleich gegenüber der Zitadelle liegt die königliche Ratshalle oder Rajavesya Bhujanga, die nach wie vor ein wunderschön erhaltenes Eingangsportal, detailliert gemeißelte Säulen und gut erhaltene Reliefs mit Elefanten, Löwen und Gnomen aufweist. Umringt werden die Ruinen von uralten Baumriesen, die uns bei einem kurzen Regenguss auch ausreichend Schutz bieten.
Ein kleines Stück die Straße weiter nach Norden liegt die Hauptattraktion der ehemaligen Hauptstadt: Eine dicht gedrängte Gebäudegruppe aus Reliquienschreinen und Tempeln, die zu unterschiedlichen Zeiten die verehrte Zahnreliquie beherbergt hatten. Am Weg dorthin passiert man einen kleinen hinduistischen Tempel, den Shiva Devale Nr. 1, der sich gegenüber den buddhistischen Gebäuden fast unscheinbar in die Landschaft schmiegt.
Gleich daneben thront nämlich etwas erhöht der Dalada Maluwa, eine Zitadelle, die ihre schützenden Mauern um die sakralen Gebäude zieht. Besonders beeindruckend ist hier der Vatadage, ein kreisrundes Reliquienhaus, das von vier Seiten über über die obligatorischen, wächterbewährten Treppen mit Mondsteinen vor der ersten Treppenstufe zugänglich ist. Begrüßt werden die Besucher von vier Buddhastatuen, umgeben in das Gebäude zusätzlich von schützenden Reliefs.
Gegenüber des Vatadage, befinden sich zwei weitere Reliquienhäuser: Das Atadage, das Haus der acht Reliquien und das Hatadage, das Haus der 60 Reliquien.
Ein Teil eines 25 Tonnen schweren Steinbuchs aus Gneis (dem Galpota) erzählt zwischen den Gebäuden von der Zerschlagung eines Aufstands unter König Nissaka und der Bindung der Tempelwachen an einen Eid ähnlich der Schweizer Garde.
Überragt wird das Areal von einem ungewöhnlichen, pyramidenförmigen Bau, dem Sat Mahal Prasadaya. Er entspricht der thailändischen Bauweise von Stupas, weshalb er als Zeichen der regen internationalen Beziehungen von Sri Lanka in der Polonnaruwa-Periode gewertet wird.
Viele der Gebäude wurden vor der Glanzzeit Polonnaruwas bereits errichtet, zeugen jedoch bereits von einer deutlichen architektonischen Weiterenwicklung, die sich einerseits im Detailgrad der Verzierung, aber auch im Bau von Gewölben und Durchängen aus Ziegeln zeigt. Besonders beeindruckend zeigt sich die massivere Bauweise im Lankatilanka, einem der vielen Tempel, der sich wieder etwas weiter nördlich in den alten Klosteranlagen in die Landschaft schmiegt.
Das Menik Vihara und das Rankot Vihara sind jeweils Klosterruinen, die riesige Stupas beherbergen, aber auch mit den Resten monumentaler Buddha-Statuen aufwarten. Besonders erwähnenswert ist der Kiri Vihara Stupa, der mit immerhin noch 24 Metern Höhe beeindruckt.
Der wahrscheinlich berühmteste Teil der alten Hauptstadt liegt noch etwas weiter nördlich an einem kleinen See: Gal Vihara mit den berühmten Buddha Statuen, allen voran der liegende Buddha. Auch dieser Buddha hat zwei unterschiedliche lange große Zehen und ist damit ins Nirvana eingegangen. Von dem zeugen auch die Lotusblüten auf seinen Fußsohlen.
Am nördlichsten Punkt der Anlage versteckt und kaum noch besucht, aber umso sehenswerter ist das Tivanka Image House. Das Gebäude besticht nicht nur außen mit fein gearbeiteten Reliefs, sondern wartet auch im Inneren mit noch relativ gut erhaltenen Fresken auf. Sie erzählen Geschichten aus dem Leben Buddhas und faszinieren vor allem mit den vielen Gesichtern und Tiergestalten, die wahrscheinlich zur Anrufung von Gottheiten und Geistern gestaltet wurden (auch Devaradhana genannt).
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