An der Küste zwischen Muskat und Sur

Wadis bilden die vielen Lebensadern von Oman. Es handelt sich dabei um ausgeschwemmte Flussbetten, die sich bei Regen innerhalb von Minuten in donnernde Flüsse verwandeln und das wertvolle Nass ins Meer transportieren. Rund um diese Wadis haben sich im Laufe der Zeit die Dörfer bzw Städte gebildet, außerhalb des Sommermonsuns bilden sie außerdem wichtige Verkehrsverbindungen zwischen den Orten. Kein Wunder also, dass auch auf den Autostraßen hier vorwiegend Geländewagen zu sehen sind.

Wer sich von Muskat die Küste entlang Richtung Sur aufmacht, kann bereits ein paar schöne Wadis besuchen, wobei einige davon sogar ganzjährig Wasser führen. Hier ein paar Eindrücke wiederum von Norwest nach Südost.

Wadi Dhayqah Staudamm und Wadi Suwayh

Dhayqah StaudammSuwayha und die typische Art sich im Oman fortzubewegen

Kurz vor Quriat geht eine relativ moderate Piste in die Berge zum Dhayqah Staudamm von dem man weiter über die Wadis Suwayh und Arbyyin zurück zu Autobahn kommt. Diese Strecke eignet sich gut zum Eingewöhnen, weil sie noch nicht so kompliziert zu fahren ist, aber bereits wunderschöne Aussichten auf die typische Landschaft für den Norden Omans liefert.

Der Dhayqah Staudamm wurde scheinbar gleich zum Naherholungsgebiet mit ausgebaut. An seinem Fuß wurde ein Park angelegt, zum Kamm gelangt man durch eine mit Palmen gesäumte Straße. Zur Eröffnung des Staudamms wurde sogar ein eigenes Haus für Sultan Qaboos errichtet, das stolz über dem Stausee thront.

Um einiges spannender ist dennoch die Strecke weiter in die Berge hinein mit einem kleinen Abstecher zum Örtchen Suwayha, das sogar mit einem winzigen Wasserfall aufwartet.

Wadi Fins und der Versammlungsort der Geister am Salmah Plateau

Eine omanische Ziegenhirtin am Weg

Majlis al Jinn, eine der größten Höhlen weltweit

Beeindruckender Blick vom Salmah Plateau

Ungefähr auf halber Strecke zwischen Muskat und Sur liegt das Örtchen Fins, von dort führt eine halsbrecherische Straße quasi von 0 m Seehöhe auf das fast 2000 m Salmah Hochplateau. In einigen Offroad Reiseführern ist hier sogar eine weiterführende Rundfahrt in den Wadi Tiwi beschrieben, der dazwischenliegende Wadi beim Dorf Qurun ist allerdings mittlerweile aufgrund eines Haufens angeschwemmter Steine zumindest für ungeübte Offroad-Fahrer nicht mehr passierbar.

Dafür liegt ein weiteres Geheimnis an dieser Strecke ist die Majlis als Jinn Höhle. Eine kleine Abzweigung führt rechts zu einem ebenso unscheinbaren Dorf, das über einem gigantischen unterirdischen Dom liegt. Die drei Eingänge liegen zwar allesamt in der Höhlendecke, weshalb für den Einstieg eine Abseil-Ausrüstung notwendig ist, aber alleine einen Stein in dir Höhle fallen hören ist schon beeindruckend genug. Ganze 168 Meter geht es an der tiefsten Stelle nach unten. Der Versammlungsort der Geister, wie die Höhle zu Deutsch heißt, ist damit eine der größten Höhlen der Welt überhaupt.

Für den atemberaubenden Blick vom Hochplateau aufs Meer lohnt die schwierige Strecke hin und retour jedoch auf jeden Fall. Aus unserer Sicht war es vielleicht sogar die beeindruckendste Strecke schlechthin, die wir gefahren sind.

Wadi Shab

Die strahlenden Farben des Wadis

Wer den ganzen Wadi Shab sehen möchte, muss schwimmen

 

Der Wadi Shab zählt zu den touristisch beliebtesten Wadis im Nordoman. Auch wenn das noch immer nicht viele Besucher bedeutet, so lohnt sich ein Besuch in den frühen Morgenstunden dennoch. Der Eingang zum Wadi liegt ca. eine halbe Stunde vor Sur direkt neben der Autobahnabfahrt. Kleine Boote bringen die Besucher zum Beginn des Wanderweges, der Wadi gehört nämlich aufgrund des hohen Grundwasserspiegels zu denjenigen, die ganzjährig Wasser führen.

Eine kleine Wanderung führt zwischen steil abfallenden Felshängen in den Wadi hinein. Es ist besonders spannend zu beobachten, wie sich die Felsformationen und Farben innerhalb nur wenige Kilometer ändern. Im Wadi Shab dominieren weiße, runde vom Wasser ausgewaschene Formen. Der beeindruckendste Teil vom Wadi ist jedoch nicht zu Fuß zu erreichen. Nach einer Stunde wird das Gelände unwegsamer und die Felsen unpassierbar. Ab hier geht es schwimmend weiter den Wadi aufwärts. Das Wasser ist auch am Morgen im Winter angenehm warm und leuchtend blau. Auch an tieferen Stellen kann man bis auf den Grund sehen. Lässt man sich nicht von einer steil aufragenden Felswand abschrecken, die das Ende des passierbaren Wadis markiert, so gelangt man durch eine kleine Nische im Fels in eine weitläufige Höhle, in welcher der Flusslauf über einen Wasserfall nach unten donnert. Ein Anblick wie aus dem Bilderbuch, nur der Schatz unter dem Wasserfall fehlt.

Wadi Bani Khalid

Der Wadi Bani Khalid wurde zu einem richtigen Badesee

Am besten man lässt sich von der Strömung im warmen Wasser dahintreiben

Der typische Weg in den Wadi ist von Palmen und Gärten gesäumt

Bereits nach Sur im Landesinneren kurz vor Al-Wasil liegt die Abfahrt von der neuen Autobahn zum Wadi Bani Khalid. Allein die Fahrt auf der Schnellstraße/Autobahn ist hier schon spannend, weil sich die mehrspurige Fahrbahn gerade in Bau befindet. Kleine Abschnitte der Autobahn sind bereits befahrbar, über einen Großteil der Strecke sind allerdings nur die Brücken der Auffahrten fast fertig gestellt, wodurch der Eindruck entsteht, dass einsame Brücken mitten in einer flachen Landschaft stehen.

Der Wadi Bani Khalid gehört zu den touristischsten aller Wadis überhaupt. Er führt ähnlich wie der Wadi Shab ganzjährig Wasser und ist an seinen Ausläufern auch tatsächlich als Badesee ausgebaut. Vor einiger Zeit waren die Pools im oberen Teil des Wadis noch so etwas wie ein Geheimtipp für Badende, mittlerweile ist dort allerdings mehr los als im Hauptbadebereich. Das liegt sicher auch daran, dass das Gestein natürliche Rutschen formt, an denen es besonders Spaß macht herunzuplantschen.

Folgt man wieder dem Wanderweg Wadi-aufwärts, so gelangt man zu einem Höhleneingang, von wo aus man sich geduckt und mit Taschenlampe bewaffnet in das Bergmassiv vorarbeiten kann. Wer sich von der niedrigen Höhlendecke nicht abschrecken lässt, kann sich bis zu einem unterirdischen Flusslauf vorarbeiten. Das erfordert allerdings auch ein wenig Hitzeresistenz, denn hier im Berg scheinen sich die sommerlichen Temperaturen sehr gut zu halten. Bereits nach der ersten Wegbiegung steigen die Temperaturen sprunghaft auf über 40 Grad an.

Es wäre außerdem keine gute arabische Höhle, wenn sich nicht auch um diese Höhle ein Mythos ranken würde: Angeblich hat sich durch Bewegungen im Gestein oder Schwemmwasser jener Stein in die Höhle verlagert, auf dem Isaak seinen Sohn opfern wollte (Altes Testament).

Fledermäuse in der Höhle

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